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Schulsozialarbeiterin Svenja Brachhaus mit Leonie (li.) und Kasandra (re.) sowie Boy. Seit einem Jahr ist der zweijährige Labrador Schulhund an der Olsberger Hauptschule. Bildnachweis: Stadt OlsbergWiderstand zwecklos - diese braunen Augen können Steine erweichen. Und sogar Jugendliche. Besitzer dieses Augenpaares ist Boy, ein zweijähriger Labradorrüde. Boy ist Schulhund an der Hauptschule - und damit wohl einzigartig im Altkreis Brilon. Seit einem Jahr unterstützt der Labrador Unterricht und Betreuungsangebote an der Hauptschule. 
 
 „Nie hätte ich gedacht, dass ein Hund so dazu beitragen kann, Jugendliche zu erreichen“, sagt Svenja Brachhaus. Bereits während ihres Studiums hatte sich die Schulsozialarbeiterin mit so genannter „tiergestützter Pädagogik“ beschäftigt - „und auch das Kollegium fand die Idee eines Schulhunds gut.“ Die Entscheidung fiel auf Boy - der Labrador war in Spanien auf der Straße unterwegs, bevor er seinen „Dienst“ im Sauerland angetreten hat. Eingesetzt wird Boy sowohl in der Übermittagsbetreuung wie auch im Sozialkompetenztraining der fünften und sechsten Klassen. Seine größte Stärke: „Der Hund akzeptiert jeden so, wie er ist“, sagt Svenja Brachhaus - ihm gegenüber müssen Kinder keine Rolle einnehmen, „cool“ oder der Stärkere sein. Gleichzeitig, so stellt die Schulsozialarbeiterin fest, sei es im Unterricht insgesamt ruhiger und auch der Umgang untereinander besser geworden.

„Wir sind leise, damit Boy seine Ruhe haben kann“, bestätigt die elfjährige Kasandra. Sie besucht die fünfte Klasse der Hauptschule. Kein Wunder: Wenn es dem Labrador-Rüden zu „bunt“ wird, zieht er sich zurück oder wird aus der Klasse gebracht. „Die Kinder lernen, solche Signale zu akzeptieren“, erklärt Svenja Brachhaus - bei den „zweibeinigen Klassenkameraden“ fällt so etwas schon einmal deutlich schwerer. Dann schaukeln sich Situationen auch schon einmal hoch - und das sei durch Boy anders geworden: „Wir haben es ein Stück weit geschafft, den Umgang untereinander zu verbessern.“ 

„Mit dem Hund macht es einfach mehr Spaß zu lernen“, sagt auch die elfjährige Leonie. Boy kommt, schnüffelt an einer Schultasche, legt sich auf den Rücken, lässt sich streicheln - Svenja Brachhaus: „Die Kinder nehmen Rücksicht und entwickeln Rituale.“ Und es habe sich auch herausgestellt, dass Boy die Kinder nicht ablenke, so Svenja Brachhaus: „Im Gegenteil: Sie lernen sogar motivierter.“ Spätestens, wenn der Vierbeiner eingeschlafen ist - dieses Privileg genießt Boy übrigens als einziger im Klassenraum - gilt die ungeteilte Aufmerksamkeit ohnehin wieder dem Geschehen im Unterricht.

Verantwortung übernehmen
 
In den Pausen dürfen die Kinder und Jugendlichen Boy selbstständig ausführen - und übernehmen so ein Stück Verantwortung für den Schulhund. Anfangs sei sie ja skeptisch gewesen, ob es dafür genug Schüler gebe, räumt Svenja Brachhaus ein: „Jetzt gibt es sogar eine Warteliste.“ Auch bei älteren Schülern hat Boy die - feuchtkalte - Nase inzwischen ganz weit vorn: „Sie vertrauen sich ihm eher an als zum Beispiel Erwachsenen“, so die Schulsozialarbeiterin, „der Hund kann so regelrecht den Weg zu den Schülern und ihren Problemen öffnen.“

Probleme mit Boy hat es in seinem ersten Jahr an der Olsberger Hauptschule nicht gegeben - „er hat einen ruhigen und ausgeglichenen Charakter und ist damit ein idealer Schulhund.“ Auch Hundehaarallergien gibt es bei den Schülerinnen und Schülern nicht - Svenja Brachhaus: „So etwas fragen wir natürlich vorher ab.“ Bislang einziges „Boy-Opfer“: Ein Lehrer, der mit seinem Pausenbrot etwas zu unvorsichtig umging, so dass es schließlich zum Schulhund-Frühstück wurde. Doch auch der Pädagoge hat Boy den „Mundraub“ schnell verziehen - Stichwort braune Augen.

An der Hauptschule denkt man nun darüber nach, den Einsatz des Schulhundes noch auszuweiten, zumal auch von vielen Eltern sehr positive Rückmeldungen kommen. Svenja Brachhaus: „Boy ist da, wird angenommen und sorgt einfach für ein positives Klima.“