Der Pastoralverbund Bigge-Olsberg entwickelt sich, viele Änderungen stehen an, die Gemeinden sollen zusammenwachsen. Auch in Rom steht die Kirche vor Neuerungen: Der Papst ist gewählt. Wir haben nach unserem Motto "bigge-online fragt nach" im Vorfeld der Papstwahl die Gelegenheit genutzt, einige Worte zu aktuellen Themen mit unserem Pfarrer Richard Steilmann zu wechseln:
BOL: Papst Benedikt der XVI. ist zurückgetreten. Was hat den deutschen Papst Ihrer Meinung nach ausgemacht.
Richard Steilmann: Papst Benedikt war ein Theologenpapst, ein Professor, der die Kirche leitete. Seine brillante Redensart und seine theologischen Werke wie die Enzyklika "Deus caritas est" (Gott ist die Liebe) wird uns in besonderer Erinnerung bleiben. Papst Benedikt hat den Menschen immer wieder versucht klar zu machen, dass hinter der Kirche immer Jesus Christus steht und hat den Menschen ins Herz geschrieben, ihr Leben mit Christus zu leben. In einer Gesellschaft, die sich immer weiter von Kirche und Glauben entfernt, ist dies nicht wahrgenommen worden.
BOL: Wie bewerten Sie seinen Rücktritt?
RS: Seinen Rücktritt bewerte ich positiv. Ein Mann mit 85 Jahren braucht das Schiff Kirche nicht mehr zu führen. Auch ein Papst hat ein Recht auf einen ruhigen Lebensabend. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass ein Papst bis zum Lebensende im Amt bleibt. Papst Benedikt hat mit seinem Rücktritt dieses ungeschriebene Gesetz durchbrochen und ich respektiere diesen Entschluss mit Hochachtung.
BOL: Welchen Wunsch haben Sie an den neuen Papst? Welche Eigenschaft sollte er mit sich bringen und wo sollte er in seinem Wirken die Schwerpunkte setzen?
Wir wünschen uns jetzt einen Papst, der die Herzen der Menschen erreicht, einen Seelsorger, wie damals Johannes XXIII. Dieser Papst hat ein Konzil ausgerufen und sich gewünscht, dass frische Luft in die Kirche komme. Dieses wünschen wir heute auch: Die Probleme der Kirche, wie Zölibat, die Sexualmoral und bspw. auch die Frage nach stärkerer Einbindung von Frauen in Leitungsfunktionen der Kirche müssen beantwortet werden. Ebenso die Fragen, wie wir als Katholiken mit unseren Evangelischen Christen umgehen und wie wir es in Zukunft mit der Piusbruderschaft halten, die den Papst und das Konzil nicht anerkennen und den Gottesdienst im alten Ritus feiern. Viele Probleme, die gelöst und Fragen, die beantwortet werden müssen, warten auf den neuen Papst.
BOL: Von der Weltkirche zurück nach Bigge. Die Personalsituation im Pastoralverbund Bigge-Olsberg ist derzeit sicherlich nicht einfach. Wie geht es hier weiter, werden neue Pastöre eingestellt?
RS: Mit Vikar Jakub Piekielny haben wir überraschend schnell einen zusätzlichen Vikar bekommen. Er wird am kommenden Sonntag 32 Jahre alt, er spricht gut Deutsch und ist seit 2011 in Deutschland. Pastor Lipinski wird uns im Sommer verlassen und wird Leiter des Pastoralverbundes Winterberg. Ein neuer Gemeindereferent könnte im Sommer noch kommen, die Stelle ist ausgeschrieben. Somit hätten wir dann zwei Gemeindereferenten/innen und vier Priester in unserem Pastoralverbund. Wie der neue Vikar eingesetzt wird, werden wir in Kürze im Team gemeinsam überlegen.
BOL: Die gemeinsamen Pfarrnachrichten waren das erste große Gemeinschaftsprojekt. Da galt es sicherlich auch Widerstände zu überwinden. Sinnvoll ist die Maßnahme sicherlich, um auch über den Tellerrand hinausschauen zu können – vor allem, wenn in den einzelnen Orten nicht mehr alle Gottesdienste gehalten werden können. Haben sich die Pfarrnachrichten mittlerweile etabliert?
RS: Nach anfänglichen Schwierigkeiten und Pessimismus, ob das mit dem neuen Pfarrbrief auch geht, hat sich das nun alles eingespielt. Er ist übersichtlich, bietet eine Übersicht über alle Gottesdienste im Pastoralverbund und gibt Informationen über Aktivitäten in den einzelnen Kirchengemeinden.
BOL: Die Kirchenrenovierung steht auch noch vor der Tür. Wie ist hier der Stand der Planungen?
RS: Die Innenrenovierung und die Renovierung des Kirchturmes sind nun bereits genehmigt. Es hat am 21. Februar 2013 noch mal eine Besichtigung der Kirche durch das Erzbischöfliche Generalvikariat stattgefunden. Der Kirchenvorstand ist der Auffassung, dass eine Außenrenovierung nur des Turmes nicht reicht. Eine Teilaußenrenovierung macht keinen Sinn. Der Kirchenvorstand möchte dann die ganze Kirche auch von außen streichen lassen. Dies wurde bei der Besichtigung nicht abgelehnt. Eine Gesamtsanierung wird nun in Paderborn geprüft und der Kirchenvorstand wartet nun auf die Antwort.
BOL: Zur Zeit wird über die Größe eines Schützenvogels gestritten. Was halten Sie als Präses von zahlreichen Schützenbruderschaften und des Sauerländer Schützenbundes von den neuen Vorschriften?
RS: Wenn man sonst keine Probleme hat, macht man sich welche. Solche Gesetze können nur die machen, die von Schützenfest nichts verstehen. Die Schießanlage ist so sicher, dass nichts passiert. Wenn dieses Gesetz nicht zurückgenommen wird und noch weitere Auflagen kommen, verliert das Schützenfest seinen Flair. Tradition muss aufrecht erhalten bleiben und man darf den Vereinen nicht durch unnötige Auflagen Steine in den Weg legen.
BOL: Letzten Herbst waren Sie mit einer Reisegruppe in Benin. Im Gepäck hatten Sie auch mehr als nur Grüße aus Bigge: Zu Ihrem 50. Geburtstag hatten Sie auf Geschenke verzichtet und stattdessen für Spenden für Ihr Projekt in Benin gebeten. Wieviel konnten Sie schließlich mitnehmen und welche Projekte konnten davon unterstützt werden?
RS: Zu meinem 50. Geburtstag wurden rund 10.000 Euro gespendet. Im Oktober 2012 war ich dann mit einer Reisegruppe in Benin. Das Geld wurde zum Teil für die Fertigstellung einer Schreinerei gebraucht. Hier wurden noch eine Kreissäge und eine Hobelmaschine gekauft, ebenso wurde ein Holzvorrat angelegt, damit die Schreinerei den Betrieb aufnehmen kann. Der Rest wurde in das Krankenhaus investiert für Medikamente und dem Ausbau des Labors. Allen Spendern danke ich an dieser Stelle ganz herzlich. Die Spendengelder sind zu 100% angekommen.
Wir bedanken uns für das Interview, welches wir demnächst noch einmal mit weiteren Themen fortsetzen möchten.