von Heinz Lettermann. Zuletzt war das Haus des Kaufmanns Hugo Fischer im Besitz der Katholischen Pfarrgemeinde Bigge. Die Wohnungen in den oberen Etagen wurden von Behinderten des Josefsheims genutzt. Auch Monsignore Albert Schülken wohnte hier einige Zeit in der Hauptstraße 55. Die Ladenfläche, über wenige Stufen erreichbar, diente als Lagerraum für die örtliche Caritas.
Im Frühjahr 2007 wird das Haus nach Genehmigung durch das Paderborner Generalvikariat abgerissen. Es ist nur 50 Jahre alt geworden. Durch den Abbruch öffnet sich der Blick auf die alt-ehrwürdige Kirche St. Martinus wesentlich. Östlich vom Haus Fischer befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft früher das sogenannte Krick'sche Haus. Beide Häuser wurden beim Beschuss in den letzten Kriegstagen 1945 von Granaten getroffen und gingen in Flammen auf. Sie brannten bis zum Erdboden nieder. Für mich persönlich war damit auch ein Stück meiner Kindheit zerstört. In diesen Häusern befand sich früher nämlich der sogenannte Martinssaal. Und darin waren wir seit 1944 eingeschult. Der Martinssaal als Klassenraum war eine Notlösung. Denn die Bigger Volksschule war zum Lazarett umfunktioniert. Fast jeden Morgen war unser Unterricht schon zwischen neun und zehn Uhr beendet. Es gab, wie wir sagten, Fliegeralarm. Wir klemmten unsere Ranzen unter den Arm und rannten so schnell wie möglich nach Hause. Dann donnerten auch schon Flugzeugverbände - manchmal waren es hundert und zweihundert Stück - über uns hinweg, um ihre schwere Bombenlast auf mittel- und ostdeutsche Städte abzuwerfen.
Kaufmann Hugo Fischer richtete sich zunächst nach dem Krieg in einem Haus in der sogenannten Donnerkuhle (heute der östliche Teil des Parkplatzes Cruse) ein Provisorium als Textilwarengeschäft ein. Bald begann er mit dem Aufbau seines Fachgeschäftes an der Hauptstraße. Das Krick'sche Haus verschwand gänzlich. Das Textilhaus Hugo Fischer hatte schnell weit und breit einen guten Ruf. Entsprechend groß war die Kundschaft. Als Hugo Fischer sein Geschäft aus Altersgründen aufgab, fand in den Geschäftsräumen die Buchhandlung Brune ihr Domizil.
Als die Buchhandlung ihre Geschäftsräume an den Olsberger Markt verlegte, wandelte sich das Haus zum Küchenstudio Hoffmann. Unmittelbar an das Haus Fischer grenzte der frühere Bigger Kirchhof. Als an der rückwärtigen Seite des Hauses vor Jahren Erdarbeiten vorgenommen wurden, stieß man auf Skelettreste. Örtliche Polizeibeamte kamen damals zu mir und fragten mich, ob ich eine Erklärung hätte. Nun ist das alles Vergangenheit. Die Kirchgänger werden die schmale Gasse zwischen Fischers Laden und dem alten Fachwerkhaus von Webers Karl, seines Zeichens "Figaro von Bigge", vermissen.