Bigge onLine

Foto von ca. 1950 erste Bilder des Geschäfts der Familie Schiefelbein.Vor einiger Zeit hatten wir bei Facebook ein Foto vom Geschäftshaus an der Hauptstraße 51 gepostet, kurz über den Umbau des Ladenlokals berichtet und auch ein altes Foto von der "Donnerkuhle" aus dem Archiv geholt. Auf unsere Frage, ob es noch weitere Fotos gibt, hat sich Roland Schiefelbein, der heute im Rheinland lebt und dessen Eltern früher ein Lebensmittelgeschäft in eben jener Donnerkuhle hatten, gemeldet. Er hatte noch einige alte Fotos und zudem einen interessanten Bericht aus der "Rundschau für die Kreise Meschede, Brilon und Olpe" vom 6. April 1959. Kurz vor dem Abriss beleuchtete der Artikel die Geschichte des alten Hauses. Wir wollen euch diesen nicht vorenthalten:


Rundschau für die Kreise Meschede Brilon und Olpe vom 6. April 1959"Mit „Donnerkuhle“ bezeichnet der Volksmund seit altersher treffend jene Geländevertiefung seitlich neben dem Amtsgerichtsgebäude, wo das alte Fachwerkhaus steht, mit dem wir uns, bevor es abgebrochen und durch einen modernen Geschäftsneubau ersetzt wird, ein wenig befassen wollen. Es lohnt sich! Ein interessantes Stück Ortsgeschichte grub der Spaten der Entdeckerfreude unseres Reporters für die Leser der „Rundschau“ aus.

Was es mit der Namensgebung für die „Donnerkuhle“ auf sich hat, ist ganz einfach. Einst wohnte in dem alten Haus in der Kuhle eine Familie Donner. Schwieriger fällt es, das Baujahr dieses Hauses zu ermitteln, doch hörten wir etwas von schätzungsweise 270 Jahren, die der Hausveteran auf dem inzwischen windschief gewordenen Buckel haben soll. Im Inneren des Hauses zumal scheint sich die Altersschätzung des Hauses zu bestätigen. Aber man muß schon etwas hinter die „Kulissen“ des vor zehn Jahren eingerichteten Lebensmittelladens gucken, deren Inhaber, das Ehepaar Georg Schiefelbein, uns das freundlich gestattete.

Die Donnerkuhle verschwindet immer mehr durch die Höherlegung der Hauptstraße. Ca. 1957/58.Gleich hinter dem Laden, im Erdgeschoß, befindet sich heute noch eine offene Feuerstelle, die aber nicht mehr benutzt wird, desgleichen nicht der einstige Backofen einer Bäckerei, an den die gußeiserne und zweiteilige Verschlußtür erinnert. In einem Balken über der Esse ist die Jahreszahl 1821 eingekerbt. Es riecht nach kaltem Rauch, und was der Nase entginge, würden rauchgeschwärzte Balken dem Auge bestätigen. Nach der Bäckerei richtete sich hier übrigens eine kleine Gastwirtschaft ein. Diese Einzimmerkneipe, soll, wie wir von alten Biggern erfuhren, noch vor rund 50 Jahren für ihren Besitzer die sprichwörtliche Goldgrube gewesen sein. Männer „von Rang und Würden“ trafen sich dort zum Dämmerschoppen mit Schwätzchen…

1959: Man sieht noch das eingelagerte Heu und Stroh auf dem Dachboden aus anderen Nutzungszeiten der Donnerkuhle. Die Firma Schumann aus Usseln übernahm nach der Insolvenz das Geschäft..Man sieht noch das eingelagerte Heu und Stroh auf dem Dachboden aus anderen Nutzungszeiten der Donnerkuhle, Fa. Schumann (Usseln) hat nach der Insolvenz meiner Eltern das Geschäft übernommenUnd wenn der Herr Wirt tief in den Keller hinabstieg, um ein neues Fäßchen Bier anzuschlagen, oder ein Fläschchen vom Besten für seine Gäste heraufzuholen, dann wird er wohl gewußt haben, daß das zur Getränkelagerung so überaus nützliche alte Tonnengewölbe von einer vormaligen Brauerei stammte, die damals, um die Jahrhundertwende, schon das Prädikat „alt“ vertrug. Nun stieg auch unser Reporter in das finstere Gelaß der „alten Burg“ hinab, begleitet von Frau Schiefelbein. Im flackernden Lichtschein betreten wir den derzeitig völlig unbenutzen (sic!) Gewölbekeller. Auf dem rauhen Steinboden hat sich knöcheltief Wasser angesammelt, da der Abfluß verstopft ist.

Hoppla, was ist denn das! Unsere Köpfe machen anstößige Bekanntschaften mit von der Decke herabhängenden Tropfsteingebilden. Diese künstlichen Stalaktiten, kaum bleistiftdick und durchweg einen halben Meter lang, sind äußerst zerbrechlich, fallen bei der leichtesten Berührung herunter. Es sieht aus, als sei die Kellerdecke mit lauter (gekochten) Fadennudeln behangen. Sie bilden sich unablässig und im Laufe vieler Jahre neu, denn das durch die Kellerdecke hindurchsickernde Regenwasser des darüber liegenden Gartens schwemmt den Kalk des alten Mörtels aus.

1959: Tatsächlich kamen die Männer mit den Spitzhacken. Der Abbruch erfolgte per Hand.Wahrhaft verkalkt, dazu morsch und wacklig, soll das alte Haus mit seiner hier an- und ausgedeuteten ortsgeschichtlichen Vergangenheit einem Geschäftsneubau weichen. Wie unser Bild zeigt, ist das alte Haus infolge der Erhöhung der verkehrsreichen Hauptstraße um etwa einen Meter noch tiefer in die „Donnerkuhle“ eingesunken. Greisenhaft verschämt scheint es sein aufgeputztes Gesicht zu verbergen. Sein unabwendbares Schicksal soll sich spätestens im Mai, dem Monat blühenden neuen Lebens in der Natur, erfüllen. Dann kommen die Männer mit der Spitzhacke…"
Etwa Jahr 1965 machte die Fronleichnamsprozession hier Station.
Das neue Geschäftshaus im Jahr 1963. Im Hintergrund der eingerüstete Kirchturm.