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Schloss Schellenstein. Foto: bigge-onlineDas Schloss Schellenstein ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort. Allein die Tatsache, dass das Schloss schon im Vermögensverzeichnis der Pfarrei St. Martinus, Bigge, DOS ECCLESIAE IN BIGGE DEO ET SANCTO MARTINO EPISCOPO PATRONO SACRA, MALEDICTUS QUI VIOLAVERIT, aus dem Jahre 1270 erwähnt wird, zeigt, dass ?Schellenstein? ein geschichtsträchtiger Boden ist.


Verschiedene Belege deuten darauf hin, dass die Gründung der Pfarrei St. Martinus Bigge viel früher als 1270 datiert werden muss. Daher kann es sein, dass auch Schellenstein sehr viel älter ist, zumal es eine Nachricht gibt, dass Karl der Große dieses Besitztum dem Kloster Werden geschenkt haben soll.

Es gibt Ableitungen für das Wort "Schellen" aus verschiedenen Sprachen. Gibt man der lateinischen Version den Vorzug (lateinisch ? scala = Die Treppe, Felstreppe in Stromschnellen) so könnte "Schellenstein" für einen von der Ruhr umspülten Fels, auf dem eine Burg gebaut wurde, stehen.

Zwischen dem "Hagen" und dem "Losenberg" gelegen scheint das Schloss früher von strategisch großer Bedeutung gewesen sein, wenn man bedenkt, dass man damals zwischen den beiden Erhebungen durch einen Engpass kam und das Gelände teilweise wesentlich tiefer lag. Dieses Tor zum Sauerland konnte man relativ gut verteidigen.

Die Deutung des Namens ?Losenberg?, der sich unmittelbar über Schellenstein erhebt, als von ?lugen? = ?Ausschau halten? abstammend, unterstreicht eine Darstellung von A. K. Hömberg, der in der Burg ein Mittel zur Beherrschung von Straßen und strategisch wichtigen Plätzen sieht, denn ohne Zweifel hatte man in grauer Vorzeit von dort oben eine ausgezeichnete Sicht nach allen Seiten und konnte sich so vor Überraschungen sichern.

Sichere Nachrichten über die Besitzer von Schellenstein gibt es erst ab den 15. Jahrhundert. Da die Kirchenbücher von Bigge aber erst Anfang des 17. Jahrhunderts, also vor dem 30jährigen Krieg, beginnen, ist es sowieso erstaunlich, dass uns schon aus 200 Jahren vorher einige Namen der Besitzer von Schellenstein überliefert sind.

Die ersten mutmaßlichen Besitzer von Schellenstein waren: Gerardus de Bigge (1183), Sweffhere de Bya (1338) und Wylhelm der Crane von Byghe (1370).

Schellenstein war kurkölnisches Lehen (vermutlich ab 1180). 1802 kam im Verlauf der napoleonischen Kriege das kurkölnische Herzogtum Westfalen, damit also auch Bigge und Haus Schellenstein, an das Herzogtum ? später Großherzogtum ? Hessen-Darmstadt, was durch den Reichsdeputations-hauptschluss 1803 bestätigt wurde. Nach dem Wiener Kongress fiel 1815 unser ehemaliges kurkölnisches Westfalen an Preußen. So ist zu erklären, warum 1823 der König von Preußen den Lehensbrief erteilte.

Wie bereits gesagt, Schellenstein war ein kurkölnisches Lehen. Die Besitzer von Schellenstein hatten früher das Recht, ihre Zustimmung zur Bestellung des Ortsvorstehers von Bigge zu geben und zur Rechnungslegung der Gemeinde Bigge hinzugezogen werden.

Dies führte zu manchen Konflikten mit der Gemeinde Bigge, 1719 sogar dazu, dass zwei Vorsteher in Bigge gewählt wurden. Lang andauernde Prozesse entstanden daraus.

Die Besitzer von Schellenstein hatten auch das Recht der Oberaufsicht über die Nutzung der Gemeindewaldungen, und, gemeinsam mit der Gemeinde und dem Pastorat, das Fischereirecht auf der Ruhr (1583). Auch dies führte zu vielen Streitereien mit Bigger Bürgern. Wegen der Rechte des Schultenhofes, wegen der Waldung und Hude hatten die Besitzer von Schellenstein außerdem auch manchen Streit mit Olsberger Bürgern.

Das mittelalterliche Haus ist längst verfallen. Das heutige Schloss ist ein schöner, zweistöckiger Fachwerkbau mit einem mächtigen Eckturm. Der ehemals große, wildromantische Park ist durch die im Jahre 1969 neu gebaute Verbindungsstraße von Bigge nach Antfeld erheblich kleiner geworden.

Der eigentliche Baukörper ist mit rotem Wesersandstein beschlagen, weil ? wie man sich erzählte ? die Herren von Schellenstein Anteile an einem Steinbruch an der Weser besaßen.

(Informationen über Schloss Schellenstein bieten verschiedene Quellen. Die größten Textquellen sind die Werke von Manfred Wagenknecht sowie "Bigge im Strom der Zeit" von Fritz Metten und Karl-Heinz Förster.)

Hier noch ein paar weitere interessante Daten:

1846: Das Schloss erhält die Anerkennung als Landtagssitz und als Rittergutsbesitz für Bigge.

1904: Die Josefs-Gesellschaft wird auf dem Schloss gegründet.

1965: Karl-Josef von Wendt-Papenhausen zu Gevelinghausen verkauft den Besitz Schellenstein an die Gemeinde Bigge.

1979: Karl Ames aus Rösenbeck erwirbt das Schloss mit allen Nebengebäuden, einschließlich Torhaus, Forsthaus und Mühle. Im felsigen Grund des Turmes richtete er einen Gastronomiebetrieb ein, der von Peter und Ulrike Vohle bewirtschaftet wurde.

1983: Das Schloss wird von einer GbR ersteigert. Diese Gesellschaft bestand aus 23 Personen.

1996: Das Schloss steht erneut zum Verkauf und wird von einem Immobilienhändler erworben. Die Räumlichkeiten werden in Eigentumswohnungen umgewandelt.

1998: Die Wohnungen werden an Interessenten verkauft.