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Eine - zugegeben etwas grobe - Skizze des Gremiumsvorschlags: Nur der gelbe Bereich bliebe Einbahnstraße und zwar in Richtung Hauptstraße. Auf der Achse Mittelstraße/Bruchstraße-Werth wäre Verkehr in beide Richtungen möglich. Datenbasis Karte: Land NRW (2019) Geobasis NRW. Datenlizenz Deutschland -Namensnennung -Version 2.0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0) Die Mittelstraße ist derzeit Gesprächsthema, nicht zuletzt durch den kürzlich in der Westfalenpost erschienenen Artikel. Wir wollen euch nun einmal erläutern, worum es hier eigentlich geht: In den IKEK-Runden (IKEK = Integriertes Kommunales Entwicklungskonzept) im Jahr 2017 wurde aus Reihen der Vereine, Institutionen und Ratsmitglieder der Wunsch geäußert, die Verkehrsführung der Mittelstraße im Bereich der Altstadt von Sparkasse bis Hauptstraße zu verändern.

Ein Gremium von Dorfgemeinschaft, Schützenbruderschaft und bigge-online, welches das große IKEK-Konzept erarbeitet hatte, hatte sich dann auch dieses Teilbereiches angenommen und die Situation analysiert und zunächst eine Drehung der Einbahnstraße vorgeschlagen. "Wir waren uns einig, die Sicherheit und nicht die Bequemlichkeit der Autofahrer in den Vordergrund zu stellen", so Dominik Flügge, Vorsitzender der Schützenbruderschaft. Schließlich hatten die Bigger Ratsvertreter im Jahr 2015 schon einmal fraktionsübergreifend einen Antrag auf gänzliche Öffnung der Mittelstraße für beide Fahrtrichtungen in diesem Bereich gestellt - welcher abgelehnt wurde.

Die folgenden Punkte wurden von dem Gremium als maßgebliche Argumente für eine Veränderung erarbeitet:

  • Von der Hauptstraße kann problemlos mit hohem Tempo in die Mittelstraße eingefahren werden.

  • Die Bürgersteige in diesem Straßenabschnitt sind auf beiden Seiten weitestgehend sehr schmal und nicht rollstuhl- oder rollatorgerecht.

  • Fußgänger, darunter Familien mit Kinderwagen, Kinder mit Rollern oder Rädern und Rollstuhlfahrer, die sich an der Engstelle (Treppe) im Bereich Haus Deimel befinden und gezwungen sind den Bürgersteig zu verlassen, haben den Verkehr, welcher sich bei der aktuellen Verkehrsführung in hohem Tempo nähern kann, im Rücken.

  • Autofahrer, die von der Weststraße in die Hauptstraße abbiegen, haben durch o.g. Situation ebenfalls einen Sicherheitsnachteil. Zudem müssen sie ggf. mitten im einbiegenden Verkehr stoppen.


Gemeinsames Vorgehen von Anliegern, Gremium, Ratsmitgliedern u.a.

Der daraus entstandene Wunsch, die Einbahnstraße zu drehen, wurde von Anliegern, Vereinen, Institutionen und Ratsmitgliedern unterzeichnet und an die Stadt Olsberg weitergeleitet. Im Zuge von Ortsterminen und nach Anmerkungen der Stadtverwaltung wurde dieses Konzept durch das Gremium modifiziert, damit die Rechts-vor-Links-Regelung im Bereich der Kreuzung Mittelstraße/Bruchstraße auf Höhe Funke-Schnorbus nicht entfallen würde. Dieses finale Konzept des Gremiums stellt sich wie folgt dar:

  • Die weitläufig übersichtliche Achse Mittelstraße von der Sparkasse zum Werth wird für beide Fahrtrichtungen geöffnet. So bleibt auch die Rechts-vor-links-Regelung im Kreuzungsbereich Bruchstraße/Mittelstraße erhalten.

  • Die Achse der Mittelstraße von Daubers zur Hauptstraße bleibt Einbahnstraße, jedoch in Richtung Hauptstraße. So wird die Gefahrenstelle an der Treppe entschärft. Für die Verkehrsteilnehmer aus Richtung Auf'm Werth wäre die Verkehrsführung ebenfalls wesentlich einfacher und verständlicher. Eine, in diesem Bereich unklare Rechts-vor-links-Regelung würde aufgelöst.

"Insbesondere die Anlieger, die die verkehrliche Situation Tag für Tag erleben, unterstützen den Vorschlag des Gremiums", unterstreicht Dieter Flügge, bis 28. März 2019 2. Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Bigge. "Leider wurde unser Vorschlag im Verlauf des Verwaltungsprozesses gar nicht detailliert behandelt oder Nachfragen gestellt", äußert sich bigge-online-Vorsitzender Christian Fischer enttäuscht. "Stattdessen wurde eine Vorlage in den entsprechenden Ausschuss eingebracht, die unseren Vorschlag nicht vollumfänglich und teils auch nicht korrekt wiedergegeben hat."

Die Stadt Olsberg möchte nun den gesamten Bereich in eine verkehrsberuhigte Zone („Spielstraße“) umwandeln. Dies würde Verkehr in beide Richtungen bedeuten. Das Gremium hatte sich im vergangenen Jahr auch mit dieser Möglichkeit auseinandergesetzt und in einem Ortstermin Begegnungsverkehr simuliert und auch mögliche weitere Konsequenzen gemeinsam mit Anliegern und auch Ratsmitgliedern beleuchtet und kam zu folgender Zusammenfassung:

  • Die Gefahrenstelle an der Treppe bei "Deimels" bleibt bestehen und wird u.U. sogar verstärkt, da die Straßenbreite gerade im Bereich Dauber bis Hauptstraße extrem beengt ist und hier nun Begegnungsverkehr möglich wäre.

  • Baken oder ähnliche Einrichtungen zur Verengung beeinträchtigen den Winterdienst sowie auch die Straßenreinigung, unter anderem auch aufgrund der engen Straßenführung und der sehr schmalen Bürgersteige. Eine Mehrbelastung der Anlieger zur Straßenreinigung/Winterdienst wäre dann zudem zu erwarten. Dies alles könnte das Aussehen der Bigger Altstadt negativ verändern.

  • Um der Straße auch tatsächlich als verkehrsberuhigtem Bereich Nachdruck zu verlangen, müsste diese umfassend umgebaut werden, um Gehwege und Fahrbahn auf ein Niveau zu bringen und nicht den Eindruck zu erwecken, dass Gehweg und Fahrbahn weiterhin getrennt seien. Ein gleiches Niveau scheint zudem gerade im Bereich von Haus Bergmann aus Sicht der Regen- bzw. Oberflächenwasserableitung schwierig bis sehr aufwendig umsetzbar.


Die Stadt Olsberg sieht bauliche Maßnahmen oder besondere Verengungen als nicht erforderlich an. Die Anlieger sind jedoch besorgt, dass am Ende doch Anliegergebühren nach dem KAG entstehen könnten.

"Und am Ende bleibt die erhöhte Gefahrensituation durch den Begegnungsverkehr. An Schrittgeschwindigkeit wird sich erfahrungsgemäß - insbesondere bei der Einfahrt von der Hauptstraße aus - nicht immer gehalten werden und anhand unserer Stellfotos aus dem Ortstermin kann man sich der Gefahrenlage durch Begegnungsverkehr sehr schnell bewusst werden", so das Gremium.
In einem Ortstermin hatte das Gremium Situationen nachgestellt, um zu zeigen, wie eng es hier bei Begegnungsverkehr wäre.In einem Ortstermin hatte das Gremium Situationen nachgestellt, um zu zeigen, wie eng es hier bei Begegnungsverkehr wäre.
In einem Ortstermin hatte das Gremium Situationen nachgestellt, um zu zeigen, wie eng es hier bei Begegnungsverkehr wäre.

Anliegerklage eingereicht

Einige Ratsmitglieder hatten im entsprechenden Verkehrsausschuss ihre Meinung grundlegend geändert und sich doch für eine Spielstraße ausgesprochen. Die Stadt Olsberg hat daraufhin mittlerweile eine Anliegerklage erhalten. Diesen Prozess möchte man seitens der Stadt nun abwarten. Aufgrund der hohen Belastung der Verwaltungsgerichte könnte sich das ganze nun die nächsten eineinhalb Jahre hinziehen. Aus Sicht des Gremiums sei dies der schlechteste Weg, denn er koste viel Missstimmung und Steuergelder: "Es liegen ja zwei Lösungen vor, die gar keinen Gerichtsprozess erfordern", so Michael Eickler Schriftführer von bigge-online. "Einmal ist es die Beibehaltung des Status Quo - welchen wir allerdings nicht befürworten - und auf der anderen Seite das vom Gremium erarbeitete Konzept."

Anlieger sind nicht gegen die Einbahnstraße

Und Jan Deimel und Franz-Josef Dauber, ihres Zeichens Anlieger der Straße ergänzen: "Wir waren nie gegen die Einbahnstraße, sehen aber tagtäglich, dass die aktuelle Regelung Gefahren birgt. Daher unterstützen wir das Gremium bezüglich der Drehung der Einbahnstraße in unserem Bereich. Die Spielstraße ist aus unserer Sicht allerdings die schlechteste aller Lösungen."

Aus Sicht des Gremiums zieht Gerhard Schültke, 2. Vorsitzender der Bigger Schützen Bilanz: "Während der meisten Zeit hatten wir ja auch die Mehrheit der Bigger Ratsvertreter auf unserer Seite und gerade auch deshalb das Projekt vorangetrieben. Da diese Unterstützung - aus uns nicht erklärlichen Gründen - plötzlich verloren gegangen war, sollte man besser die aktuelle Verkehrsführung beibehalten, anstelle den Anliegern eine überhaupt nicht erwünschte und nicht notwendige Regelung vorzusetzen." Ein Geschmäckle würde dann zwar bleiben, denn von Anfang an habe die Verwaltung geblockt. "Ihr könnt machen, was ihr wollt, entweder es kommt eine Spielstraße oder es bleibt wie es ist!", war von dort frühzeitig die Rückmeldung. Dieter Homrighausen, Beiratsmitglied von bigge-online: "Dies wurde unserem Gremium ohne dass unser Vorschlag überhaupt abgewogen wurde, schon nach ein paar Wochen im Gespräch mitgeteilt. Leider besteht wohl kein Wille, sich konstruktiv mit Vorschlägen aus der Bürgerschaft zu beschäftigen, was man auch an anderen Reaktionen ausmachen konnte."

Nicht die Brechstange einsetzen

Und so sollte man das Buch schließen, bevor noch mehr Tischtücher zerschnitten werden, meint Dieter Flügge: "Jetzt eine weitere Variante mit der Brechstange umzusetzen, die für noch mehr Unmut sorgen wird und sogar einen Gerichtsprozess erfordert, wäre - auch mit Blick auf das 800-jährige Dorfjubiläum im Jahr 2022 und auch eine weitere Beteiligung der Bevölkerung im IKEK Prozess - Wahnsinn."

Wir sind gespannt, wie es hier weitergeht und werden berichten.

Datenbasis der Karte: Land NRW (2019) Geobasis NRW. Datenlizenz Deutschland -Namensnennung -Version 2.0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0)