Am Donnerstag, 11. Dezember 2020, tagte der Ausschuss „Bildung, Sport, Freizeit“. Auf der Tagesordnung stand auch die Situation der Grundschulen und hier insbesondere natürlich der Sankt-Martinus-Schule in Bigge. Erstmals scheint Bewegung in die Angelegenheit zu kommen, denn zum Ende der Sitzung wartete Bürgermeister Wolfgang Fischer mit einer - bis dahin nicht öffentlich bekannten - neuen Entwicklung auf. Zunächst berichtete allerdings Herr Raimund Patt vom Beratungsbüro „Schulhorizonte“ über seine Analyse. Man habe einen Blitzauftrag von der Stadt Olsberg übernommen, alle drei Grundschulen zu betrachten.
Die Franziskus- und die Kardinal-Von-Galen-Schule kämen mit den vorhandenen Flächen aus. Die Grundschule Bigge allerdings nicht. Hier befinden sich 55 Kinder im Ganztag und 30 Kinder in de „8-bis-1-Betreuung“. Es gibt aktuell keine Aufnahmemöglichkeit mehr. „Sie rechnen hier mit 50% OGS-Anteil, ich sage, gehen Sie von 100% aus“, so der Planer eindringlich. In NRW gäbe es eine dynamische Bedarfssteigerung, sagte er bereits eingangs: „Dafür sind die Schulbauten nicht hergerichtet. Wenn wir das Thema betrachten, müssen wir immer mit einer Vollbelegung rechnen. Es muss zukunftsfähig sein. Schulen sind ein unglaublich wichtiger Standortfaktor.“
Man könnte ja auch die kleinen Schulen schließen und auf der grünen Heide eine 5 - 6-zügige Großschule bauen, warf Patt zunächst provokativ ein, um aber gleich deutlich zu machen: „Macht so etwas bloß nicht! Schulen haben für Dörfer einen hohen Wert.“Neues pädagogisches Konzept - keine Trennung von Betreuung und Lernbereich
Einen Nutzflächenbedarf von 1.700m² wurde für eine moderne Pädagogik und das gemeinsam mit der Schulleitung, dem Kollegium und Elternvertretern erarbeitete pädagogische Konzept errechnet. Dabei würden Betreuung und Lernbetrieb nicht getrennt, denn ein getrenntes Gebäude für Betreuung sei heute weder wirtschaftlich noch pädagogisch sinnvoll. Das führt zu der eigentlichen Herausforderung: Alle bestehenden Räumlichkeiten müssten neu geordnet werden. Flächen müssten multifunktional über den ganzen Tag genutzt werden können. Eine Mehrfachnutzbarkeit müsse ermöglich werden und Erschließungsflächen müssten mitgenutzt werden können. Dann müsste bspw. auch anderes Mobiliar angeschafft werden. „Weg von starren Lösungen. Weg von der Flurschule und weg von starren Räumen“, so die knappe Zusammenfassung.
"Es gibt kein Raumkonzept"
Der heutigen Schule würden etwa 200 Quadratmeter fehlen – vorausgesetzt, dass die vorhandenen 1.500 Quadratmeter auch baulich so hergerichtet werden können, dass das Konzept umgesetzt werden kann. Das erkannte auch Astrid Hiller, Architektin und Ratsmitglied im Ausschuss: „Wir haben in der nächsten Ratssitzung eine wichtige Entscheidung zu treffen. Es gibt aber kein Raumkonzept“, so Astrid Hiller, die wissen wollte, wie man auf der Basis eine Entscheidung darüber treffen könne. „Das können sie nicht“, so Raimund Patt aus seiner Sicht. Seine Empfehlung sei, dringend das erarbeitete pädagogische Konzept zu verabschieden und die Verwaltung aufzufordern, ein im modernen Schulbau erfahrenes Architekturbüro zu beauftragen für eine Realisierungsstudie mit verschiedenen Varianten und Kostenschätzungen. Und auch einen Ansatz, wie man die Maßnahme im laufenden Schulbetrieb realisieren kann, sollte eingefordert werden.
Containerschule auf Grundstück Asshauer?
Den Umbau im laufenden Betrieb sah Astrid Hiller kritisch: „Wie soll man im laufenden Betrieb umbauen? Das ist doch eigentlich gar nicht möglich!“ Dazu brachte Herr Patt eine Containerschule auf dem Asshauer-Grundstück ins Gespräch: „Und dann die Schule in einem umbauen!“
Ein größeres Budget soll im Haushalt der Stadt Olsberg bereits hinterlegt werden, wie Bürgermeister Wolfgang Fischer, der keine Umsetzung in 1 – 2 Jahren sah. Ohne die Maßnahmen für die OGS in Bruchhausen würden zunächst 450.000 Euro für 2021 und 500.000 Euro für 2022 zunächst pauschal hinterlegt.
Mietangebot der Elisabeth-Klinik
Und dann folgte eine neue Information durch Bürgermeister Fischer. Die Gesellschafter der Elisabeth-Klinik haben der Stadt Olsberg ein Mietangebot für 260 Quadratmeter in dem zu erstellenden Neubau der Klinik unterbreitet. Damit stünden dann insgesamt 1.700 Quadratmeter zur Verfügung. Eine entsprechende Ratsvorlage solle dann kurzfristig bereitgestellt werden, wie von Jeannette Friedrich gefordert, damit sich nächste Woche die Fraktionen noch vor der anstehenden Ratssitzung damit auseinandersetzen können.
Bürgerinitiative würde Machbarkeitsstudie abwartenNach der Sitzung haben wir die Bürgerinitiative „Bigge AKtiv“ um ihre erste Einschätzung gebeten. Hier sieht man ein neues pädagogisches Konzept durchaus positiv, ist aber zurückhaltend: „Nur wenn das Konzept wirklich komplett umgesetzt wird, fehlen ‚nur‘ 260 m² - andernfalls sind es deutlich mehr - vielleicht 500 m²“, so Matthias Maluck, Sprecher der Initiative. Heute sei der Platz für einen eventuellen Mehrbedarf noch vorhanden, „in einem historischen und sanierten Gebäude, das mit dem neueren Teil der Grundschule ein Refugium für unsere Kleinen bietet.“ Damit bezieht er sich auf die Bildungswerkstatt, die heute in nur einem kleinen Teil von der Betreuung belegt wird, insgesamt aber über ca. 600 m² Fläche verfügt. Man sehe aber auch den Bedarf der Klinik: „Wir glauben, dass mit etwas Kreativität und Kompromissbereitschaft der Klinik eine Lösung gefunden werden kann, die beide Bedürfnisse befriedigt.“
Kritisch sieht Maluck allerdings, dass das Konzept bis dato noch keinerlei architektonische Planung beinhalte: „Erst im nächsten Schritt soll geschehen, was eigentlich jetzt als Grundlage für die Entscheidung zum Verkauf des Grundstücks dienen muss: Eine Machbarkeitsstudie mit unterschiedlichen Optionen der Umsetzung des pädagogischen Konzeptes inklusive Kostenschätzung. Ohne diese sind doch die Optionen "Verkauf" oder "Nichtverkauf" für die Ratsmitglieder gar nicht bewertbar.“ Eine zu kurzfristige Entscheidung sei unseriös und erhöhe „das Risiko eines massiven Schadens unseres Bildungs- und Betreuungsstandortes, des Ortsbildes und damit der Attraktivität unserer Stadt Olsberg besonders für junge Familien - und die braucht es ja schließlich auch zur Pflege der Alten und Kranken.“
Bürgermeister: Eine Entscheidung kann jetzt getroffen werden
Der Bürgermeister sieht das Konzept auf sicheren Füßen. „Für eine durchgehend 2-zügige Grundschule mit einer Betreuungsquote von 100 % reichen 1.700 Quadratmeter“, so der Wolfgang Fischer gegenüber bigge-online. Die Bildungswerkstatt sei zudem für einen Schulbetrieb baulich nicht zugelassen und könne nur mit erheblichem Mehraufwand umgebaut werden.
So sieht er Chancen in der Mietlösung mit der Klinik: „Wir haben einen besonderen Vorteil. Die ca. 260 Quadratmeter - ebenerdig, barrierefrei - können wir so gestalten, wie wir das möchten.“ Eine Entscheidung könne jetzt getroffen werden, ohne die exakte Vorlage eines Raumkonzeptes, meint Bürgermeister Wolfgang Fischer. Aus seiner Sicht sei auch wichtig, dass die Elisabeth-Klinik „nicht nur als sehr wichtiger Gesundheitsstandort in unserer Stadt, sondern auch ein sehr wichtiges Wirtschaftsunternehmen und Arbeitgeber“ eine Entscheidung benötige: „Die Zeiten für Krankenhäuser, besonders bei uns in der Region, werden nicht einfacher!“
Entscheidungen in Ratssitzung am 17. Dezember auf der Tagesordnung
Und so solle in der Ratssitzung am kommenden Donnerstag in öffentlicher Sitzung entschieden werden, die Verwaltung zu beauftragen, eines leistungsfähigen Architekturbüro mit der Planung für die Schule zu beauftragen. Die entsprechende Ratsvorlage steht nun online im Ratssystem (https://www.olsberg.de/_rathaus/ratsinfo/117100100000011751.php) bereit. Dort ist auch die Präsentation zum pädagogischen Konzept im „Sammeldokument“ der Vorlage zu finden.
Gleichzeitig soll in nichtöffentlicher Sitzung eine Absichtsentscheidung zum Verkauf der Bildungswerkstatt getroffen werden.
Sicherlich eine schwierige Entscheidung, wie wir von bigge-online finden. Die Elisabeth-Klinik braucht eine zukunftsfähige Planung als Wirtschaftsbetrieb und großer Arbeitgeber, ebenso braucht auch die Grundschule, der in einem weiteren Tagesordnungspunkt während der Sitzung eine steigende Kinderzahl prognostiziert wurde, eine Zukunft. In den kommenden 6 Jahren soll die Schülerzahl um ca. 28 steigen.