Regressforderung gegen Bigger Arzt vom Tisch
Der Regress ist erst einmal vom Tisch. Zu Niessens Patientenstamm gehören Menschen mit Behinderung aus dem Josefsheim Bigge und ältere Menschen aus dem Erikaneum – insgesamt rund 250 Patienten, die mehr Verordnungen brauchen als der Durchschnitt. Dies wäre Ferdinand Niessen fast zum Verhängnis geworden. Weil er das medizinisch Notwendige verschrieb, überzog er das ihm vorgegebene Budget um ein Vielfaches.
Als Heimbeirat und Werkstattrat des Josefsheims von der Regressforderung erfuhren, wurden sie aktiv. Im Dezember 2007 schrieben die Vertretungsgremien der behinderten Menschen Briefe an Landes- und Bundespolitiker. Im Mai dieses Jahres machten sie am Europäischen Protesttag zur Gleichstellung behinderter Menschen auf den Fall aufmerksam. „Wenn Ferdinand Niessen seine Praxis schließen muss, sind wir die Verlierer“, sagte damals Jürgen Kröger, Vorsitzender des Werkstattrats, und fragte: „Welcher Arzt würde uns dann noch als Patienten nehmen mit der Perspektive, dass wir ihn in den Ruin treiben?“ Heimbeirat und Werkstattrat brachten am Protesttag Vertreter aus Gesundheitswesen und Politik an einem Runden Tisch zusammen.
„Wie weit ich mein Budget überzogen habe, wird nur an statistischen Werten überprüft. Nicht an den Bedürfnissen meiner Patienten“, bemängelte Ferdinand Niessen. „Das System hat Schwächen“, stellte auch der Landtagsabgeordnete Hubert Kleff (CDU) fest. Am Runden Tisch wurden nicht nur die Fachleute auf das Thema aufmerksam, sondern auch die Medien. Zeitung, Radio und Fernsehen berichteten danach über den Regress.
Nun bleibt Ferdinand Niessen die Nachzahlung von 90.000 Euro erspart. Auf die Schwächen des Gesundheitswesens, das aus seiner Sicht Dinge an den Belangen der Patienten vorbei regelt, will der Bigger Arzt weiter aufmerksam machen. Denn: „Die Erfahrung zeigt, dass ich in vier bis fünf Jahren wieder mit einer Nachforderung rechnen kann.“